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  • Wolfgang Fobo

Beißhemmung

Wenn ich einen Fehler gemacht habe, einen schlimmen dazu, welcher bei den chinesischen Kunden Ungemach hervorruft, wie z.B. ein verspäteter Liefertermin oder doch mal einen Qualitätsmangel, dann spekuliere ich sozusagen als letztes Mittel auf die Beißhemmung. Ich fahre hin, verbeuge mich, nehme alle Schuld auf mich und stelle den Kunden gewissermaßen frei, mich jetzt öffentlich zu bestrafen.

In noch keinem Fall ist das bisher geschehen. Die Chinesen mögen ihre Schwäche haben, aber sie verzeihen auch, vielleicht gerade uns Ausländern gegenüber, wenn wir unsere Unterlegenheit anerkennen oder unsere Fehler zugeben. Wenn ich dann noch einen Ausweg bzw. eine Abhilfe vorschlagen kann, dann geben sie in der Regel Ruhe und tragen aktiv dazu bei, den entstandenen Schaden so gering wie möglich zu halten.

Vielleicht hat das auch mit der Wahrung des Gesichtes zu tun. Denn wenn öffentlich erkennbar, wird, mit welchem Partner sie sich eingelassen haben (die Regelverletzung betreffend), so verlieren sie das Gesicht. Besser ist es, die Zähne zusammenzubeißen, ignorieren, dass es ein Problem gibt, und mit dem Schadensverursacher eine Abhilfe ausarbeiten. Unauffällig.

Dies kann im Extremfall soweit gehen, dass der Kunde Betrüger deckt, um nicht auffliegen zu lassen, dass man betrogen wurde. Bei Auftragsvergaben wird mit allen Bandagen gekämpft. Denn wenn man den Auftrag erst einmal eingefahren hat und es sich später herausstellt, dass der Auftragnehmer mit unlauteren Mitteln arbeitete, tut sich der Auftraggeber in aller Regel schwer, die Beziehung abzubrechen. "Erst mal reinkommen, dann sehen wir weiter". Whistle Blowing ist nicht nur in China absolut verpönt. Bereinigt wird hinter dem Vorhang, damit das Gesicht gewahrt bleibt.

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