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  • Wolfgang Fobo

Wenn's nicht so läuft

Aktualisiert: 27. Feb. 2019

Unliebsame Überraschungen

Gerade beim Fliegen kommt es immer wieder vor, dass ein Flug nicht so stattfindet oder endet wie geplant. Es ist daher vorteilhaft, wenn man eine gewisse Schicksalsergebenheit an den Tag legen kann.

Sei es, dass der Flug mehrere Stunden Verspätung hat, und dann hängt man im Flughafenbereich rum, und irgendwann beginnt die Langeweile.

Sei es, dass ein Vulkan in Island ausbricht, der über Wochen den gesamten Flugverkehr durcheinander bringt, was in meinem Fall dazu geführt hat, dass mein einwöchiger China-Aufenthalt zu einer 3-wöchigen Angelegenheit wurde.

Sei es, dass am Zielort das Wetter nicht mitmacht, dass Flüge sogar storniert werden, so dass die gesamte Reiseplanung durcheinander gerät und ich mich kurzfristig bei anderen Kunden einlade (wenn die mitmachen)

Es ist auch schon vorgekommen, dass der Flieger umdirigiert wurde, ich statt in Hongkong in Bangkok landete (Taifun), oder, schlimmer noch, im chinesischen Winter statt in Peking (Schneesturm) in Nanjing, mitten in der Nacht, und mit allen anderen Chinesen, als Vieh behandelt, in die Nacht hinausgefahren wurde, um dort in ein billiges ungeheiztes Hotel einquartiert zu werden. Oh glücklich der, der eine lange Unterhose anhat (die Chinesen sind auf solche Fälle offenbar besser vorbereitet als wir dekadenten Ausländer, aber ich hatte schon Jahre zuvor meine Lektion auf die harte Weise gelernt und gratulierte mir jede einzelne Minute zu meiner Weitsicht…)

Dann hatten die Gelbhemden einmal in Bangkok den Flughafen besetzt, ich konnte nicht über Bangkok zurück, sondern musste spontan einen neuen Heimflug in China buchen. Heißt, es schadet nie, wenn man genügend Bargeld dabeihat (diese Lektion habe ich von meinen chinesischen Vertretern gelernt).

Solche spontanen Änderungen des Reiseplanes können auch von Kunden veranlasst werden, wie einmal in Korea geschehen, als in einem kritischen Fall ein Projekt verloren zu gehen drohte, ich mich daraufhin kurzfristig nach Korea einlud, um den Stier bei den Hörnern zu packen (im Nachhinein erfolgreich).

Wenn man beim Reisen dauerhaft emotional stabil bleiben will, muss man Schwierigkeiten als Herausforderungen verstehen, ein „jetzt erst recht“ an den Tag legen können, wenn es hilft, oder aber asiatisches Phlegma, wenn man eh nichts machen kann.

Auf der Erde sind es dann meistens Staus, welche einen durcheinanderbringen, was heißt, dass man, bevor man in ein Auto steigt, seine Blase geleert haben sollte (auch auf die harte Tour gelernt). Die Chinesen sperren bei Nebel oder Eis gerne einmal die Autobahn und verschieben das Unfallrisiko damit auf die Landstraßen. Spannend dann die Fahrt zum Flughafen, wenn der Fahrer nichts sieht oder bestenfalls im Schneckentempo vorankommt, auch in solchen Fällen ist eine gewisse Fähigkeit zur Schicksalsergebenheit förderlich.

Ich werde mit solchen Vorkommnissen immer wieder daran erinnert, dass der Mensch doch nicht alles unter Kontrolle hat. Ich empfinde es dann allerdings immer als relativ bizarr, wenn ich die Aufgeregtheit bei uns zuhause erlebe, wenn irgendwann einmal etwas nicht so läuft wie es sollte. Ach was sind wir doch verwöhnt in „good old Europe“. Ich soll zuhause einen Fahrradhelm aufsetzen, wenn ich die andere zeitliche Hälfte meines Lebens ganz anderen Unwägbarkeiten ausgesetzt bin? Ich soll mir wegen SARS oder EHEC in die Hose machen, mich von den Medien aufhetzen lassen, mich vorsehen wegen Gefahren, welche statistisch seltener auftreten als ein Autounfall in China? Ich will gar nicht wissen, was mir in China über die Jahre alles zum Essen vorgesetzt wurde, und welchen höheren Gefahren ich ausgesetzt war als im sicheren Zuhause. Da kommt es doch durchaus als Ironie, dass die größte Gefahr, welche ich jemals empfand, im eigenen Zuhause auftrat, damals am 15.Dezember 2006, als uns Einbrecher aufsuchten und ich unwissend die Kinder vorab ins Haus ließ.

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