„Shoe shine, shoe shine“, tönte es uns entgegen. Helmut und ich gingen am Connaught Centre in New Delhi spazieren, und wie es sich für Indien gehört, ist es beinahe lebenswichtig, die vielen Bettler und Verkäufer, welche pausenlos auf einen einreden, zu ignorieren. Und so nahm ich auch die Schuhputzer nicht zur Kenntnis, wir gingen einfach weiter, als seien sie Luft.
„SHOE SHINE, SHOE SHINE“, tönte es aufdringlicher. Mir doch egal, dachte ich, wir unterhielten uns weiter und gingen unseres Weges. Plötzlich dann schon beinahe ein verzweifelter Ruf „But look Sir, you have shit on your shoes!“. Immer noch deren Begehren ignorierend, gingen wir weiter. Bis ich schließlich doch dem immer dringlicher werdenden Rufen des Schuhputzers nachgab und nach unten schaute. Prangte doch mitten auf meinem rechten Schuh ein veritabler Scheißhaufen. Ich war belustigt, fasziniert, fassungslos. Nicht wütend. Was für eine großartige Geschäftsidee, dachte ich für mich. Wenn der Schuhputzer nun annehmen sollte, ich würde ihn nun beauftragen, so hatte er sich jedoch in mir getäuscht. Ich ging ein paar Meter weiter, zog ein Papiertaschentuch hervor und wischte den Scheißhaufen, eines Herrenmenschen vollkommen unwürdig, eigenhändig vom Schuh. Damit verletzte ich wohl eine Grundregel, was einem Herrenmenschen geziemt – davon mehr in einem anderen Beitrag.
Schließlich gab der Schuhputzer auf, und Helmut und ich diskutierten dieses Erlebnis. Kurze Zeit drauf wieder ein Ruf „Shoe Shine, shoe shine“. Lief neben uns ein Junge mit seiner Schuhputzausrüstuing. Ich, in einer Mischung von Amusement und Drohung, bedeutete diesem Jungen dann in breitem Schwäbisch „Kerle, wenn d’jetzt noch ein Schritt näher kommsch, hau i di ugschbitzt in de Bode nei“. Der Junge erschrak, und beteuerte „But Sir, I will not put shit on your shoes!
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