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Wolfgang Fobo

Die Gehfaulheit der Chinesen


Ich will hier einmal von der Gehfaulheit der Chinesen erzählen. „Die Chinesen“ wollen einfach nichts zu Fuß unternehmen, und wenn, dann sind sie elend langsam.

Ich bin in der Innenstadt von Nanjing mit einem meiner beiden Vertreter auf der Suche nach einem geeigneten Büro. Von meinem Hotel sind es ca. 1 km in die Innenstadt, und dort haben wir 2 Adressen ausfindig gemacht, eng beieinanderliegend. Ich dachte, wir würden vom Hotel aus dorthin zu Fuß gehen. Wären vielleicht hin und zurück 3 km gewesen. Nichts da, er kommt mit dem Auto. Dann fahren wir zur ersten Adresse und suchen einen Parkplatz. Sehen uns das Büro an, und dann geht es tatsächlich mit dem Auto zur nächsten Adresse weiter, zu Fuß vielleicht 500 m, aber mit dem Auto 2 km Umweg, im Stau, und wieder einen Parkplatz suchen (und bezahlen).

Wenn schon mit dem Auto, dann doch mit dem Taxi! Geht schneller, und kostet auch nicht mehr. Aber warum nur mit dem eigenen Auto ? Dieser Herr fährt auch am Wochenende mit dem Auto nach Shanghai – wie ich das hassen würde, mich auf der dicht befahrenen Autobahn 3 Stunden lang mit anderen Chinesen herumschlagen zu müssen. Fährt jetzt doch ein sehr bequemer und sehr schneller Zug nach Shanghai! Scheint aber unter seiner Würde zu sein.

Der andere Vertreter ist auch nicht besser. Fährt jeden Meter mit dem Auto. Und weil ihm mittlerweile ein Bäuchlein gewachsen ist (dem ersten Vertreter übrigens auch), hat er sich ein Laufband gekauft. Da trocknet er seine Wäsche drauf. Zum Laufen kommt er nicht.

Kunden, die mich in München besuchen, sind auch nicht besser. Zu Fuß? Bitte ! Vielleicht ein paar Meter ! Das ist unter der Würde der jeweiligen Oberteufel. Wer in diesem System was erreicht hat, lässt sich fahren. Der Fußgänger demonstriert mit seinem zu Fuß gehen seinen niedrigen Status.

Das ändert sich aber auch. Ein Kunde hatte einen Schrittzähler am Gürtel befestigt. Er wolle jeden Tag 6.000 Schritte gehen, sagte er. Das sei gesund. (Aha, dieser Herr ist eine Entwicklungsstufe nach oben gerückt...)

Der Gipfel war ein Besuch in Neuschwanstein. Ich fahre geschlagene 2 ½ Stunden mit dem Auto nach Neuschwanstein, hinten drin 4 Chinesen, alle paffen. Komme auf dem Parkplatz an, oben steht das Schloss in aller Pracht. Schaut der Oberteufel nach oben, sagt, „na ja, jetzt habe ich es gesehen, kannst uns wieder zurückfahren“. Und so fahre ich unverrichteter Dinge wieder zurück.

Mit einem erreichten Rang sind offenbar gewisse Verhaltensweisen verbunden, welche man eben zu demonstrieren hat. Zu Fuß gehen würde einen wieder ins Proletariat zurückwerfen.

Männer zeigen ihren Rang, dass sie es geschafft haben, außer mit ihrem dicken Bauch auch daran, dass sie ihren Fingernagel des kleinen Fingers lang wachsen lassen. Das ist aus meiner Sicht fürchterlich unbequem, und das soll es wohl auch demonstrieren. Denn mit dieser „Behinderung“ kann man unmöglich Handarbeit leisten. „Ah ja, der hat es nicht mehr nötig“, heißt da wohl der Kommentar.

Im alten China ist das Pendant hierzu wohl der ewig lange Ärmel gewesen, welcher weit über die Hände herunterhing.

Und der Kaiser von China – an diese Szene im Kinofilm erinnere mich lebhaft – wurde auf der Sänfte zum Topf getragen. Nein, Kaisers gehen nicht.

Handarbeit ist verpönt, alle wollen weiße Kragen tragen. Wenn wir Mitarbeiter unserer chinesischen Niederlassung nach München zum Training holen, erleben wir es immer wieder, dass die Herrschaften nicht mit anpacken wollen. Das scheint unter ihrer Würde zu sein.

Aber vielleicht bin ja ich selbst ein bunter Hund, dort. Lässt sich in China mit „Herr Präsident“ anreden, und geht dann zu Fuß !Ich weiß wohl nicht, was sich gehört ! Untergrabe meine Position !

Ich nenne das Schubladendenken. Sobald man einen Rang erklommen hat, muss man sich dementsprechend verhalten. Das Gefängnis bleibt, nur die Gitter werden goldener.

Inwieweit lässt sich eine solche Gehfaulheit auf die Arbeitswelt übertragen?

Unser ehemaliger Qualitätsmanager in China stempelt lieber am Schreibtisch alle nötigen Zeugnisse durch, als dass er seinen Arsch einmal in die Werkstatt bewegt und dort mit der Hand am Arm nachmisst, was unsere Arbeiter produzieren.

Unser ehemaliger Produktionsleiter ist am liebsten in Anzug und Krawatte durch die Werkstatt spaziert. Ich Chef, du Sklave.

Selbst die Chinesen bestätigen mir immer wieder, dass man einen Chinesen vielleicht noch zum Arbeiten bewegen kann, aber sobald 3 beieinander sind, wird gestritten, wer die Arbeit machen soll. Auch deswegen hat unser General Manager (ein Chinese) ein Entlohnungssystem nach Akkord eingeführt, und nicht nach Stunden. Dann allerdings arbeiten sie wie wild, und kein Fauler wird im Team geduldet. Es geht also doch, und man muss, wie ich immer gerne zu sagen pflege, eben nur herausfinden, wo die jeweiligen Menschen kitzelig sind.

Freiwillig, ohne Überwachung, aus Pflichtbewusstsein, arbeiten hier aber nur die wenigsten. Diese Behauptung will ich mir an dieser Stelle einfach mal leisten.

In vielen staatlichen Organisationen gibt es auch heute noch die Tradition des Mittagsschlafes. Und ich habe nicht wenige Büros gesehen, in denen ein Bett steht. Und dann wird auch viel Zeitung gelesen. Die Arbeitsstätte ist mehr als Arbeit. Sie ist das Leben. Zuhause ist es zu eng.

Es ist das System, welches die Menschen verdorben hat. Sozialismus ist Gift.

Und in einem anderen System arbeiten auch Chinesen so fleißig wie wir. Und wir wären so wie die, hätten wir dort zu überleben.

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